17.02.2015
Die Nacht war wieder durchwachsen. Die blödige Klimaanlage
schaltet sich auch hier immer alle 10 Minuten für ein paar Sekunden von
alleine ein. Dabei ist sie aus. Gibt auch keinen Stecker den man rausziehen
kann.
Irgendwie ist das hier im Süden alles etwas komisch... Draußen sieht es
immer noch aus wie gestern, nur kommt jetzt schon etwas Sonne durch und die
Straße hat tatsächlich erkennbare Fahrspuren. Aber eigentlich ist alles
immer noch eine einzige Eisfläche. Im Fernsehen sagten sie gestern, dass
fast 10cm Eis auf dem Interstate waren, auf dem wir gefahren sind. Streuautos
scheinen die hier nicht zu kennen. Komisch, dabei ist das eine Nation, die
sogar Schilder an Mikrowellen macht, dass man darin keine Haustiere trocknen
soll, aber bei reinem Eis auf der Autobahn interessiert es niemanden
sonderlich.
Den Berichten im Fernsehen nach, soll es heute eventuell
etwas sonnig werden, was dann die Straßen antauen lassen könnte, aber später
am Tag soll es wieder nassig von oben werden. Bei -11 Grad Celsius, die
gerade herrschen ist das keine tolle Vorhersage...
Thilo kratzt die Frontscheibe frei. Naja, der schwarze Ritter ist allerdings
größer und breiter als Thilos Arme lang sind, also bleibt der Mittelstreifen
von der Scheibe unbekratzt. Die Scheibenwischer sind eigentlich nur noch
Eisstangen. Die taut Thilo mit seinen Pfoten auf und löst das ganze Eis.
Danach taut Thilo dann seine Pfoten auf dem Restroom mit heißem Wasser
wieder auf. Jetzt wischen die Wischer auch wieder.
Erstmal fahren wir jetzt tanken. Man weiß ja nie. Die Autobahnen rund um
Nashville sind alle verstopft oder gesperrt. Bei Publix kaufen Susi und
Thilo noch Obst und sprudeliges Wasser ein und fahren dann über den Highway
Richtung Innenstadt und vorbei am Hard Rock Cafe Nashville. Das macht
allerdings erst um 10.30 Uhr auf. Hier ist alles auch immer noch ziemlich
eisig und irgendwie verlassen. Ist wohl eher eine Wärmeres-Wetter-Abend-Location.
Bei -11 Grad, noch viel kühligerem frostigem Wind und wenig Aussicht
auf baldige Besserung, fahren wir jetzt lieber nach Memphis. Nashville will uns wohl
nicht. Über den Hwy 70 fahren wir immer weiter parallel zum Interstate 40.
Thilo hat sich das vorher extra bei Google Maps angeschaut, wo Stau ist, und
wo der Interstate gesperrt wurde. Meistens
hat die Sonne schon einen kleinen Fahrstreifen freigebrutzelt und wenn man mit den Rädern
da drin fährt, geht es ganz gut. Hier in der Gegend gehören viele Merikaner
allerdings eher zu der Sorte "es ist Schnee am Straßenrand, also fahre ich
mit Warnblinkanlage mit höchstens 20 Meilen pro Stunde vor Susi und Thilo
rum.
Gestern Abend wäre das ratsam gewesen, aber da sind die meisten wie die
Irren rumgerast...
Nach 40 Meilen oder so fahren wir auf den Interstate 40 und er ist frei. Naja, frei
ist relativ. Da wo keine Sonne hin scheint, ist immer noch blankes Eis.
Aber je weiter wir Richtung Memphis fahren, desto sonniger wirds.
Jetzt wo es nicht mehr benötigt wird, begegnet uns auch mal ein Schneeräumerstreufahrzeug. Wahrscheinlich haben die nur zwei für ganz Tennessee. Gestreut wurde irgendwie sowieso nirgendwo. Nur da wo die Sonne hin scheint, ist jetzt alles Ruckizucki weggefahren. Zum Mond können sie fliegen, aber Straßen mal streuen wenn Eis drauf ist, ist wohl zu kompliziert. Das die Kiste auf einem nahezu leeren Interstate, auf dem mittlerweile wieder mit 70 Meilen pro Stunde gefahren wird, ohne Absicherung nach hinten hin unterwegs ist, ist für Merika auch eigenartig. Aber im Außenspiegel muss bei jedem Auto stehen, dass die Objekte näher sind, als man es für möglich hält, oder so. Merikaner sind eigenartige Menschen. Überall wird dem Menschen das Denken abgenommen, nur da wo es wirklich gefährlich ist, da ist es egal. Aber ich wiederhole mich, glaube ich.
Vielleicht war aber auch das Ding hier, seine Absicherung, und wurde ihm gestern unterm Popo weggefahren.
Zwischendurch liegt auch mal der ein oder andere LKW im Graben herum.
Nach einiger Zeit geht es über den Tennessee River. Nix besonderes, ist halt ein Fließfluß.
Nach noch mehr einigerer Zeit kommen wir dann in Memphis an und fahren zum Hotel. Futtern wollen wir im Hard Rock Cafe in Memphis. Parken ist dort nur möglich, wenn man das Auto parken lässt und 7 Dollar dafür bezahlt. Weil die Beale Street aber eh gesperrt ist, und wir aus der falschen Richtung kommen, parken wir im FedExForum-Parkhaus. Wie wir hinterher feststellen, sogar gratis.
Und natürlich wollen Susi und Thilo T-Shirts kaufen für ihre Sammlung.
Zu essen gibt es also nichts, aber der Shop wird ja wohl
offen haben. Nö, hat er nicht.
Irgendwie wollen sich die Südstaaten bei uns unbeliebt machen...
Die Gehwege sind, wenn sie nicht zufällig in der Sonne liegen, die reinsten Eispisten.
Streusalz kennt man scheinbar nicht nur in Nashville nicht.
Auch ist die Straße eher ein ziemlicher Langweiler. Abends ist es wohl netter, aber wer will bei -15 Grad heute Abend schon da rum rennen.
Deswegen machen wir uns auf den Rückweg. Der Magen knurrt gewaltig. Wir kommen noch am Sun-Studio vorbei. Hier hat irgendwer mal irgendwann irgendwas tolliges gemacht. Ist mir egal, ich habe nix zu essen bekommen, also kann mich die blödige Stadt mal am Abend besuchen. So!
Unser Navi vrrät uns aber die Rettung. Auf dem Rückweg zum Hotel fahren wir hier vorbei:
Hier gibt es ein standesgemäßes Futter:
Das hebt unsere Stimmung gleich um vielige Prozente.
Am Ende des Tages können Mona und ich dann doch wieder grinsen. Müd und satt, wie schön is dat!